Zurück zu den Anfängen

Während die Isolierten mit zuckenden Beinen und stadtlufthungrigen Nasen einen weiteren Tag in ihrem Zimmer zubringen, machen wir anderen uns an diesem Tag zu den verschiedenen Anfängen der Stadt, des Staates und ihrer jeweiligen Geschichte auf.

Am Vormittag steht nochmal die Jerusalemer Altstadt auf dem Plan: das Grab von David mit dem (angeblichen) Saal des letzten Abendmahles darüber vor dem Zionstor. Diese Verbindung von hohem jüdischen Heiligtum und bedeutendem Ort des Christentums ist schon etwas besonderes, noch dazu, seit im 16. Jahrhundert die muslimische Gemeinde den Ort übernahm. Er wurde in eine Moschee für den Propheten David umgewandelt, arabische Inschriften, die Fensterausschmückung sowie eine Mihrab, eine Gebetsnische im Abendmahlssaal und ein Minarett auf dem Gebäudekomplex zeigen es bis heute.

Die Bronzeskulptur eines Ölbaumes, der von Weinreben und Getreideähren umwachsen ist, könnte auf die fruchtbare Verbindung der drei Religionen zum Wohl aller Menschen hinweisen. Könnte.

Danach nähern wir uns endlich der Klagemauer, dem übrig gebliebenen Rest der westlichen Stützmauer der gewaltigen Tempelanlage, die Herodes auf dem Zionsberg hatte errichten lassen. Durch die Unruhen der letzten Tage, bei denen junge Muslime den zahlreichen jüdischen Gläubigen, die wegen Pessach hier sind, den Zugang zum Westwall erschweren wollen, ist überall viel Aufregung und Polizei. Für vorsichtige Menschen, die den Anweisungen zu folgen bereit sind, ist es aber trotz allem möglich, die Orte zu besuchen. Wie schon an Davids Grab gibt es auch hier die strenge räumliche Trennung der Geschlechter, die Männer gehen links an die Mauer, die Frauen rechts. Aus Respekt vor diesem kleinen Rest des früheren jüdischen Heiligtums gehen wir nicht direkt bis an die Mauer heran. Auch wenn es in diesen Zeiten vielleicht angebracht erscheinen könnte, JEDEN Kommunikationsweg zu nutzen, so auch die Mauerfugen zwischen den mächtigen Steinquadern, in die die Gläubigen hier ihre Gebetsanliegen stecken. Wir schauen statt dessen noch ein bisschen vom Tempelberg herab – macht man schließlich nicht jeden Tag.

Für den Nachmittag steht ein Besuch in Bethlehem an. Dazu müssen wir israelisches Territorium verlassen, auch wenn die Entfernung von ca. 8 km mit dem ÖPNV von Jerusalem aus zurückgelegt werden kann. Wäre die Mauer nicht, die die palästinensischen Gebiete seit 2002 umgibt, könnte man sogar in den Geburtsort Jesu laufen. So aber brauchen wir unsere Reisepässe!

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